Schaue ich in die Literatur und verfolge ich die Meinungen von diversen Beratungshäusern dann ist der Begriff „Silo-Denken“ meist negativ besetzt. Beschrieben als unproduktives und unkoordiniertes Arbeitsverhalten, das es unbedingt gilt zu verhindern oder wenn schon vorhanden, dann ist die oberste Prämisse, diese „Silos einzureißen“.
Wie entsteht eigentlich Silo-Denken – ein systemischer Blick
Bereits Luhmann als Systemtheoretiker beschrieb Silo-Denken als lokale Rationalitäten. Immer, wenn es mehr als eine Abteilung gibt, entstehen Subsysteme mit lokalen Logiken. Das heißt für das jeweilige Subsystem das Vorherrschen eigener Regeln, ein eigener Blick darauf, wie Dinge angegangen werden, wie Entscheidungen getroffen werden oder auch, wie kommuniziert wird. Bezeichnend dafür sind Aussagen wie: „So arbeiten wir eben als Team“.
Aber ist Silo-Denken als Folge von Subsystemen immer kontraproduktiv? Dazu ein kleiner Auszug zu Pro und Contra.
Pro Silo-Denken | Contra Silo-Denken |
Hohe Fachexpertise | Informationsverlust durch ausbleibende abteilungsübergreifende Kommunikation |
Eingespielte Abläufe | Schnelligkeit geht verloren durch direkten Austausch mit anderen Abteilungen |
Effektives Hand-in-Hand arbeiten | Eskalation von Konflikten aufgrund des "stillen Posts" Phänomens |
Ich weiß, dass uns auf der Contra-Seite mit Sicherheit sehr schnell noch mehr Argumente einfallen, zumal im allgemeinen Verständnis die fachlichen Spezialisierungen in Organisationen nicht mit Silo-Denken gleichgesetzt werden.
Häufig wird jedoch eine effizient arbeitende Abteilung erst dann in die Schublade „Silo“ gesteckt, wenn aus ihrer funktionalen Stärke ein gefühltes Problem wird.
Ein Problem, welches oft als „geführtes Eigenleben“ oder „Verlust des gesamtorganisatorischen Blickes“ beschrieben wird. Klar, die lokale Rationalität sollte nicht die Übermacht gewinnen und damit das übergeordnete Unternehmensziel dem Optimierungsstreben innerhalb des eigenen „Silos“ untergeordnet werden. Doch für sich operierende Einheiten lassen sich heute im Zeitalter von digitalen Teams und dem Arbeiten an unterschiedlichen Standorten nicht gänzlich unterbinden.
Der Blick hinter die Silos zeigt oft, dass vehementes Einreißen keine nachhaltige Lösung ist.
Meine Erfahrung in der Zusammenarbeit mit meinen Kunden zeigt mir, dass es wichtig ist, zunächst darauf zu schauen, was der Grund ist, warum Menschen in der Organisation in einem Silo-Denken verharren. Ganz nach dem Motto: „Ändere das System und nicht die Menschen“. Somit sind oft die ersten Fragen, die ich stelle: „Was genau funktioniert nicht? Warum sollen die Silos aufgebrochen werden?“ Ich packe also nicht den Vorschlaghammer aus, sondern wir beginnen kleine Löcher in die Silo-Wand zu bohren, indem wir z.B. gemeinsam:
- einen übergreifenden Austausch zwischen Teams, Abteilungen und Bereichen organisieren
- die Vernetzung im Gesamtunternehmen aktiv fördern, z.B. durch Workshops (auch über die räumliche Distanz von Teams), Rotationsprogramme, Aufsetzen von Projektteams etc.
- Wettbewerbsenergien identifizieren und versuchen zu verringern
- Möglichkeiten schaffen, Erfolge zusammen zu erzielen und zu feiern
In welchem „Silo-Denken“-Status ordnen Sie Ihre Organisation ein? Haben Sie das Gefühl, dass es an der Zeit ist, die Weichen für ein besseres Zusammenarbeits-Gen zu stellen oder möchten Sie zunächst einen „Ist-Zustand“ eruieren?
Fragen Sie hierzu gerne meinen Reflexionsfragenbogen an.
Ihre
Katja Hommel
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- silo-denken-besser-als-sein-ruf_740x800: Foto von Waldemar Brandt auf Unsplash | CC0 1.0 Universal